Viel steht nicht in Wikipedia über diesen Bach/Fluss, der circa 22 km lang ist, im Weißenhorner Industriegebiet Eschach entspringt und bei Nersingen in die Donau mündet. Was nicht drin steht: Die Leibi entwässert mehr Flächen in die Donau als jeder andere Fluss, den Landkreis Neu-Ulm, Iller und Roth mit eingerechnet.
Die Leibiquelle erreichten wir in zwei Tagen, dem 11.11.2021 und dem 18.11.2021. Wir haben wie immer, an der Mündung begonnen.
11. November
Dankenswerterweise hat uns Marieluise am elften November in aller Frühe auf einem kleinen Parkplatz bei Nersingen abgeliefert, wo wir nach einem schnellen Kaffee zur Donau liefen und diese direkt an der Mündung der Leibi erreichten. Hier, in den Auwäldern der Donau, fließt sie als ruhiger, träger Fluss erst einmal ein paar hundert Meter parallel zum großen Fluss, bevor sie sich um einige Seen windet und dann den Ortsrand der namensgebenden Gemeinde berührt. Mitten im Naturschutzgebiet wimmelte es von spätherbstlichen Farben und Enten und Reihern. Ein kleines Paradies, dem eigentlich nur die Ruhe fehlt, denn die Autobahn brummt im Hintergrund, umso lauter, je weiter man dem Fluss entgegengeht.
zum Vergrößern aufs Bild klicken
Foto: Kurt Högerle
Der Ort Leibi selbst ist ein schönes Dorf, soweit wir es betrachten konnten, das mehr oder weniger nur durch die Bahnstrecke Ulm-München von Nersingen getrennt wird. Aber der direkte Weg war uns versperrt: Eine stark befahrene St 2011 mit Leitplanken war uns unmöglich zu begehen, also machten wir einen Umweg bis zum nächsten Bahnübergang, der sich einen dreiviertel Kilometer östlich fand, direkt am Rand des wenig idyllischen Industriegebietes von Nersingen, das wir in seiner ganzen Länge durchquerten, beim Einkaufszentrum einen Stehimbiss nahmen. Anschließend machten wir uns wieder nach Südwesten auf, diesmal nicht auf einsamen Pfaden im schillernden Auwald, sondern an der vielbefahrenen und lauten B10 mit ihrem Schwerverkehr.
Es sollte noch schlimmer kommen: Da zum Zeitpunkt unserer Wanderung gerade die Auffahrt Nersingen eine einzige große Baustelle war, stapften wir durch eine fast unwirklich anmutende Mondlandschaft, in der nichts, aber auch gar nichts wuchs, alles war von nackter Erde oder Beton bedeckt. Aber ein Blick aufs Handy versprach uns, dass hinter einem kleinen Fußgänger- und Radfahrertunnel unsere Leibi, die wir anderthalb Stunden aus dem Auge verloren hatten, wieder sichtbar werden würde.
zum Vergrößern aufs Bild klicken
Foto: Kurt Högerle
Und wie wir erst auf der Westseite der Autobahn waren, wurde es sofort wieder grün, und kalt strahlte uns ein breiter Bachlauf an, dem wir einem weiteren Baggersee entlang strikt nach Süden folgten, allerdings nicht lange, denn nach ein paar hundert Metern wechselte die Leibi wieder auf die Ostseite der Autobahn. Wir wanderten auf einem Kiesweg parallel zur A7 so lange südlich weiter, bis wir die Brücke auf dem Promilleweg zwischen Burlafingen und Steinheim erreichten.
Steinheim selbst betraten wir nicht. Aber am Ortsausgang erreichten wir unsere Leibi wieder. Einer von uns, Beate, fiel auf, dass es zwar keinen Uferweg gab, aber einen Pfad, der direkt am Ufer entlangführte. Jetzt im Winter machte es keine Mühe, auf dem Grasweg zu gehen, dafür war die Natur umso beeindruckender. Überall majestätische Weiden, kahle Sträucher voller prallroter Beeren. Vor allem aber Biberspuren. Hier ein Weg ins Feld, dort zwanzig angeknabberte Bäume, und immer wieder Biberburgen, die den Bach in regelmäßigen Abständen immer wieder aufstauten.
zum Vergrößern aufs Bild klicken
Foto: Kurt Högerle
Schließlich war es dann doch soweit. Wir erreichten Holzheim in strahlendem Sonnenschein, schauten uns die Kirche an und ruhten uns so richtig aus, bis uns Marieluise wieder abholte.
zum Vergrößern aufs Bild klicken
Foto: Kurt Högerle
18.November
Wieder war es Marieluise, die uns drei, Beate, Otmar und mich, an den Start, also nach Holzheim brachte. Diesmal war es bedeckt, aber trocken, und etwas kälter. „Am Brünnele“ überquerten wir die nun schon deutlich schmalere Leibi, um ihr wieder konsequent am Uferweg zu folgen.
zum Vergrößern aufs Bild klicken
Foto: Kurt Högerle
Wie schon eine Woche zuvor bemerkten wir schnell, wer hier König im Revier ist: Der Biber! Biberburgen hier, Biberstraßen dort, Biberfraß überall, fast an allen Bäumen. Links und rechts konnten wir weit blicken, denn dieser Teil des Landkreises ist flach wie ein Brett. Der Boden scheint zu feucht für Wald, oder vielmehr für Fichtenwald zu sein, denn außer Wiesen und abgemähten Maisfeldern war nichts zu sehen.
zum Vergrößern aufs Bild klicken
Foto: Kurt Högerle
Bei Hirbishofen erreichten wir wieder eine feste Straße und eine weitere Brücke. Kurz dahinter erreichten wir endlich den Wald, was aber bedeutete, dass wir auf festen Wegen laufen mussten, denn im Wald ist das Ufer der Bäche durch Bewuchs mit Bäumen und Sträuchern unzugänglich. Gemäß unseren Regeln gerieten wir aber selten außer Sichtweite des Baches.
Im Wald zu gehen heißt im Winter aber auch im Matsch zu gehen, wenn man das Pech hat, auf Wegen zu wandern, die kurz zuvor noch als Verlade- und Abfuhrwege mit schwerenm Gerät umgepflügt worden waren. Das kosteten wir aus, gottseidank nicht allzu weit.
Bevor wir endgültig den Wald verlassen würden und danach nirgends auf ein Bänkchen für eine Rast hoffen durften, suchten wir uns ein provisorisches Mittagslager, das zwar nicht bequem war, aber immerhin wenigstens windgeschützt.
In der Höhe von Attershofen erreichten wir wieder offenes Land. Weißenhorn war schon in Sicht, und im Westen Hittistetten und Witzighausen. An dem kleinen Bächlein, das einmal ein kleiner Fluss werden sollte, reihten sich Wiesen und abgeerntete Felder – von unberührter Natur konnte an diesem schnurgerade geführten Graben keine Rede sein – hier fühlte sich sicher nur der Biber wohl.
Wir betraten das Industriegebiet in Weißenhorn über die Straße, die nach Witzighausen führt. Hier war das Bächlein, wenn es nicht gerade Privatbesitz durchfloss, eigentlich nur noch ein Abfallgraben mit jeder Menge Müll. Irgendwann kamen wir auf dem wenig romantischen Spaziergang an eine Lagerfläche. Zur Quelle kamen wir leider nicht mehr durch, die Herr Heiri, der die Wanderung vor einigen Jahren in umgekehrter Richtung unternommen hatte, noch fußläufig in Augenschein nehmen konnte.
zum Vergrößern aufs Bild klicken
Foto: Kurt Högerle