Springkrautbekämpfung durch die OG Dietenheim-Regglisweiler
Das rotblühende drüsige Springkraut, auch indisches Springkraut genannt, ist eine der Neophyten
die sich in den letzten Jahrzehnten bei uns ausgebreitet haben. Als Zierpflanze eingeführt, hat sie durch Unachtsamkeit ihren Weg in die freie Natur gefunden und breitet sich dort teilweise massenhaft aus. Bach- und Flussläufe sind oft von dichten Beständen dieser Pflanze gesäumt und auch in Wäldern hat sie sich stellenweise breit gemacht. Sie ist äußerst vital, hat eine lange Blüh- und Samenbildungsperiode, kann sehr groß werden und selbst im umgeknickten Zustand aus dem stammartigen Stengel neue Wurzeln treiben. Ihre Verbreitung findet nicht nur dadurch statt, dass ihre Samen bis zu mehrere Meter im Umkreis springen, auch der Mensch verbreitet sie unabsichtlich durch Ablagerung von Pflanzenabfällen oder über Maschinen der Forstwirtschaft, aber auch gelegentliches Hochwasser trägt sie mit und verteilt sie in überschwemmten Gebieten. Wo es einmal Fuß gefasst hat, breitet es sich massenhaft aus.
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Foto: Holger Reinhold
Die Pflanze ist ungiftig und ihre Blüten sind nicht nur schön, sondern werden auch gern von Bienen, Hummeln und anderen Insekten aufgesucht, aber sie verdrängt durch ihre Vitalität und Wuchsfreude andere, heimische Pflanzen. Da sie einjährig ist und ausschließlich über den Samen weiterlebt, bildet sie kein dauerhaftes Wurzelgeflecht aus. Aber gerade das ist wichtig, um an Uferböschungen der Muttererde bei Hochwasser Halt zu geben und sie so vor Erosion zu schützen, wie dies bei anderen Pflanzen, z. B. der Brennnessel der Fall ist.
Das schwache Wurzelwerk bietet andererseits die Chance, das Springkraut wirksam zu bekämpfen. Es lässt sich leicht ausreißen. Wenn dies vor der Samenbildung geschieht, hat die Pflanze keine Chance im nächsten Jahr wieder zu gedeihen, es sei denn, es wären noch nicht gekeimte Samen aus dem Vorjahr vorhanden oder diese werden von anderen Stellen zugeführt.
Wir, das ist eine Gruppe Mitglieder des Schwäbischen Albvereins, haben es uns zur Aufgabe gemacht, in unserer nächsten Umgebung das Springkraut zu bekämpfen und haben dabei in den letzten Jahren beachtliche Erfolge erzielt. Wenn man jetzt die bearbeiteten Stellen aufsucht, sind keine oder nur noch einzelne Pflanzen zu finden, die wir dann systematisch zu entfernen versuchen, um zu verhindern, dass sie sich wieder ausbreiten. Nach einigen Jahren Kontrolle können so befallene Flächen wieder vollständig springkautfrei werden, was hier in der näheren Umgebung auch schon gelungen ist.
Einer der Schwerpunkte war das Quellgebiet des Wangener Baches.
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Foto: Holger Reinhold
Ohne dieses beherzte Eigreifen hätte sich in den letzten Jahren das Springkraut entlang dieses Baches mit seinen herrlichen Biotopen immer weiter Richtung Wangen ausgebreitet und schließlich das ganze Tal bis Wangen
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Foto: Holger Reinhold
und darüber hinaus bis zum Eintritt in den Auwald nordöstlich von Wangen, wo es auch schon Fuß gefasst hatte (Bild 2), erfasst.
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Foto: Holger Reinhold
Der eine oder andere wird sich fragen, warum bei all diesen Aktivitäten noch immer an der Iller so viele Springkrautbestände zu sehen sind. Nun, wir haben beschlossen, dort nicht aktiv zu werden, weil dies eine Sisyphusarbeit wäre, denn bei jedem Hochwasser werden unzählige Springkrautsamen aus dem Oberlauf der Iller angespült. Und das nächste Hochwasser kommt bestimmt. Eine nachhaltige Bekämpfung wäre nur dann möglich, wenn wirklich keine Pflanzen im gesamten Oberlauf bis nach Oberstdorf vorkämen. Grundsätzlich wäre das möglich, wenn sich überall Naturfreunde darum kümmern und das Springkraut von oben her ausmerzen würden, denn der Samen verbreitet sich von selbst nur nach unten.
Aber dazu fehlt noch das Bewusstsein, zu leichtfertig geht der Mensch noch immer damit um und erkennt nicht die Brisanz, die hinter dem Vorkommen auch nur einzelner Pflanzen steht und wenn erst einmal eine größere Fläche befallen ist, resigniert man gern, weil man denkt, da sei nichts mehr zu machen. Aber es ist möglich. Wenn man nur einmal die Samenbildung komplett unterbindet, indem man mehrmals in diesem Jahr jede nachwachsende Pflanze entfernt und dies im nächsten Jahr mit dann wesentlich geringerem Aufwand wiederholt, ist der Erfolg frappierend. Wir haben es an verschiedenen Stellen tatsächlich geschafft, den Bestand auf Null zu drücken. Eine jährliche mehrfache Kontrolle ist dabei allerdings unerlässlich, damit nicht durch einzelne Samen, die irgendwie überlebt haben oder neu eingebracht worden sind, alles wieder von vorn beginnt.
Mittlerweile geht es in unserem Wirkungsbereich also kaum mehr darum, große Bestände zu eliminieren, sondern um die Überwachung vor allem der Gebiete, die schon einmal befallen waren, aber auch um die Entdeckung neuer Vorkommen, um deren Anfängen zu wehren. Dazu muss oft unwegsames Gelände an teils steilen, dicht bewachsenen Hängen bewältigt werden, um an einzelne Pflanzen zu gelangen. Dafür würden wir es sehr begrüßen, wenn uns jüngere Kräfte unterstützen könnten, denen wie uns die Natur am Herzen liegt. Bitte melden Sie sich doch einfach mal bei uns, um Näheres zu erfahren und ggf. einen Termin zu vereinbaren, zu dem Sie einmal eine solche Aktion begleiten könnten.
Ansprechpartner wären z. B. Franziska Neidlinger, 0731-23338
oder Holger Reinhold, 07347-3415